Vereinsgeschichte
Über 100 Jahre für die Trachtensach‘
Vom 21. bis 30. Juni 2019 feierte der Trachtenverein Thanning sein 100-jähriges Gründungsfest. Er blickte zurück auf eine große Tradition, geprägt von dem Willen, Sitte und Brauchtum der Vorfahren zu ehren und zu erhalten und dem modernen Zeitgeist, dort wo es notwendig ist, Schranken zu setzen.
„Die oberbayerische Tracht, Sitten und Gebräuche zu erhalten, sowie kameradschaftliche Unterhaltung zu pflegen“ haben sich im Jahr 1919 zwölf Burschen und Mädchen in die Vereinsstatuten geschrieben, die in der Sattlerwerkstatt des Rupert Graf unseren Verein gründeten, der damals die Bezeichnung „Die lustigen Wendlstoana“ hatte. Sie hätten nicht im Traum daran gedacht, dass sich aus dieser kleinen Gruppe, die anfangs von den anderen Ortsvereinen bekämpft wurde, innerhalb von 90 Jahren eine der wichtigsten Gemeinschaften im dörflichen Leben entwickeln würde.
Nach dem 2. Weltkrieg konnte unser Verein endlich wieder an die Öffentlichkeit treten. 1949 wurde mit 6 Nachbarvereinen das 30-jährige Bestehen gefeiert, 1959 erschienen zum 40-jährigen Gründungsfest 30 Vereine und mehrere Musikkapellen. Ein großes Ereignis der Vereinsgeschichte war das 37. Loisachgaufest 1964 in Thanning mit mehr als tausend Trachtlern und acht Musikkapellen. Verregnet war das 50-jährige Gründungsfest im Jahre 1969. Als der Regen für kurze Zeit aussetzte, kam doch noch ein Festzug zustande, an dem 36 Vereine und acht Musikkapellen teilnahmen. Das 50. Loisachgaufest des Jahres 1977 stellte alle bisherigen Feste in den Schatten, wenn man bedenkt, dass zu diesem Anlass in Thanning 44 Trachtenvereine mit 18 Musikkapellen erschienen und Tausende von Zuschauern des Festzug von über 3000 Trachtlern säumten. Diese Zahlen zeigen die Aufwärtsentwicklung der Trachtenbewegung, wie sie im ganzen Land zu bemerken ist. Aber nicht die Zahlen der Festzugteilnehmer, der Feste und Veranstaltungen allein machen einen Trachtenverein aus. Mehr zählt die Einstellung seiner Mitglieder gegenüber dem Auftrag der Gründer, unsere vielfältigen Kulturgüter zu erhalten und nach den Wertvorstellungen unserer Vorfahren, die ihren Niederschlag in Sitte, Tracht und Religiosität fanden, zu leben. Dies scheint heute mehr denn je angebracht. Das 60-jährige Gründungsfest im Jahre 1979 fiel buchstäblich ins Wasser. Das sonst so sprichwörtliche Trachtlerwetter, schrieb die Presse, ließ die Thanninger im Stich. 20 Festvereine waren erschienen. Auch beim 70-jährigen Gründungsfest im September 1989 war Petrus nicht allzu freundlich gesonnen. Aber wenigstens regnete es nicht und so wurde mit unseren Patenvereinen Otterfing und Harmating sowie den anderen örtlichen Vereinen das Jubiläum gefeiert.
Der Trachtenverein Thanning ist in seiner nunmehr 90-jährigen Geschichte nicht nur durch Schuhplatteln und schneidiges Auftreten bei Festlichkeiten bekannt geworden:
Ein besonderes Anliegen war ihm stets auch die Pflege der Volksmusik, die durch Ursula Hofmann in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebte.
Auch die Förderung seiner Laienspielgruppe, die kurz nach der Vereinsgründung entstand, um die Geldnöte des jungen Vereins zu beheben. Das Theaterspielen hat in Thanning ein lange Tradition. Die Theatergruppe feierte im Dezember 1994 ihr 75-jähriges Jubiläum mit einem Volksstück. Große Verdienste um die Gruppe erwarben sich hierbei der Sagler Sepp, der Schnablschuster Martin, der Kauper Michl, Manfred Nagler, Peter Kiessig, Sepp Wiedenbauer und die Schilcher Kathl, die hier stellvertretend für alle am Theater beteiligten Trachtenkameraden erwähnt sein sollen.
Große Verluste für den Verein waren der Tod der Vorstände Josef Kastenmüller (1972), Martin Kastenmüller (1978), Schorsch Fagner (1986) und Josef Floßmann (1996), des langjährige Theaterleiters Michael Strobl (1988), sowie der Kassiere Anselm Schilcher (1994), Paul Rieger (2006) und Sepp Wiedenbauer (2021), die alle zu früh verstarben, aber maßgeblichen Anteil am steten Aufstieg der Wendlstoana hatten.
Mit der Wahl von Hans Hagn zum 1. Vorstand trat 1986 ein Generationswechsel ein. Mit ihm und seinem Ausschuss übernahmen jüngere Mitglieder tatkräftig und fleißig die Führung des Vereins. In den Jahren von 1986 – 2003 wirkte Hans Hagn erfolgreich und trotzte immer schwieriger werdenden Zeiten dem Zeitgeist.
Seinem verdienstvollen Handeln folgte der junge Florian Bock (2003 -2006), der auch Hervorragendes leistete, indem er die Vereine davor bewahrte, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
2006 wurde dann Sepp Wiedenbauer Vorstand. Bis 2015 leitete er die Thanninger gekonnt und einfallsreich, führte die bewährten Veranstaltungen seiner Vorgänger fort und begeisterte die Jugend mit Zeltlagern, Schlittenfahrten und Winterwanderungen. „A Stund im Advent“, Senioren- und Ehemaligentreffen, sowie diverse Informationsveranstaltungen kamen dazu. Besonders erwähnenswert ist, dass unser Trachtenverein einen Unterschlupf im alten Schulhaus fand und damit Platz für unser Trachtenheim. Ein Vergelt’s Gott der Gemeinde, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, ein Vergelt’s Gott allen, die beim Ausbau tatkräftig mithalfen.
Dass uns die Förderung der Trachtenjugend auch über die Ortsgrenzen hinaus ein Anliegen ist, zeigt sich in der Organisation des Gaujugendtages,
den die „Wendlstoana“ 1998 als „kleines Gaufest“ mit zusätzlichen Spielmöglichkeiten organisierten. 2012 ließen die Thanninger mit den damaligen
Jugendleitern Leni Gams und Paul Hagn den Gaujugendtag zu einem Erlebnistag rund um Heimat, Tracht und Brauchtum werden.
2015 trat Paul Miller das Amt des 1. Vorstandes an. Unter seiner Führung schufen die Thanninger Trachtler eine neue Theaterbühne im neu erbauten ECT-Vereinsheim am Sportplatz, um das Laienschauspiel gemäß unserem Auftrag zu fördern.
Das Jubiläumsjahr 2019 war ein ganz besonders ereignisreiches Jahr, in dem auch 1250 Jahr Ortsgeschichte gefeiert wurden. Das 100-jährige Gründungsjubiläum 2019, das mit dem 92. Loisachgaufest aufwändig mit einem mit Theatersequenzen inszenierten Heimatabend und einem sehr heißen Gaufestsonntag gefeiert wurde, wird vielen noch lange in bester Erinnerung bleiben.
Im nunmehr 100-jährigen Auf- und Ab der Geschichte hat unser Verein immer Kurs gehalten für unsere Heimat, für Tradition und Glaube. Möge dies auch weiterhin gelingen! Wir danken allen, die Mühen und Opfer aufbrachten und oft auch Rückschläge hinnahmen, um an diesem Ziel festzuhalten.